Die versteckten Geschichten von Berns Denkmälern

Sie wurden verehrt und vermehrt, umplatziert und zurückgestutzt: Berns Denkmäler haben eine spannende Vergangenheit. Für einmal gingen wir deshalb nicht achtlos an ihnen vorbei, sondern verweilten und vertieften uns in ihre Geschichte und Geschichten, in ihre Gemeinsamkeiten und Besonderheiten.

Aus den vielen Werken, die auf Plätzen und in Parkanlagen an Personen oder Ereignisse erinnern, haben wir einige ausgewählt, neu gruppiert und in einer Serie zum Jahreswechsel 2019/2020 porträtiert.

Im Folgenden finden Sie diese Serie im Überblick – und damit auch die ganze Familie der Berner Denkmäler: Die Umgezogenen etwa, die Modernen oder diejenigen, welche die Welt nach Bern bringen.

Die Antworten zu den spannendsten Fragen, die sich zu allen Denkmälern stellen, – wie «Wem gehören die Denkmäler überhaupt?», «Wird es je wieder ein neues grosses Denkmal in Bern geben?» oder: «Darf man an den Denkmälern herumklettern?»finden Sie in unserem «FAQ» an dieser Stelle.

Und dass hinter einem Denkmal immer zwei Aussagen stecken und wie sich die Erinnerungsstätten im Lauf der Zeit verändert haben, erklärt der Historiker André Holenstein im Interview.

Einmal ist nicht genug

Manche Persönlichkeiten erhalten nicht nur ein Denkmal, sondern gleich mehrere. Zwei Beispiele aus Bern.

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Haller-Denkmäler

Das Standbild beim Hauptgebäude der Universität von 1908 ist das populärste, aber längst nicht das einzige und auch nicht das älteste Objekt, das an den Berner Arzt, Botaniker und Dichter Albrecht von Haller aus dem 18. Jahrhundert erinnert:

Im Botanischen Garten befindet sich der Abguss einer Haller-Büste aus dem Jahr 1827 und die Fassade der Berner Kantonalbank ziert seit 1871 eine überlebensgrosse Haller-Figur.

Jüngeren Datums ist hingegen die Inschrift im Haller-Stein im Schosshaldenwald, sie stammt von 1958.

Bei der ethologischen Station der Uni Bern am Rande des Bremgartenwaldes befindet sich eine kleinere Kopie des Denkmals vor dem Uni-Hauptgebäude.

Standorte:

Kocher-Denkmäler

Theoder Kocher hat in Bern zwar nicht die gleiche Denkmal-Präsenz wie Albrecht von Haller, aber der Chirurg und Nobelpreisträger ist ein Beispiel für Persönlichkeiten, denen in Bern mehr als ein Objekt gewidmet ist:

Im Kocherpark steht eine Büste von Theodor Kocher (siehe Bild), der 1841 in Bern zur Welt kam und 1917 auf dem Bremgartenfriedhof begraben wurde. Eine zweite Plastik befindet sich auf dem Areal des Inselspitals.

Standorte:

Mehr über den unvergessenen Haller: Warum ausgerechnet er in Bern so präsent ist

Albrecht von Haller ist in Bern überall zu sehen, auch wenn er seit knapp 250 Jahre tot ist. Kaum einer anderen Person sind in der Stadt so viele Denkmäler gewidmet wie ihm. Das bekannteste ist die Statue vor dem Hauptgebäude der Universität. Aber auch beim Bundesplatz oder im Botanischen Garten findet man Darstellungen des Gelehrten aus dem 18. Jahrhundert, und im Schosshaldenwald steht ein Findling, der an den Arzt, Dichter und Botaniker erinnert.

Zum weiterführenden Text auf der «Bund»-Website:

«Haller inspiriert bis heute»

Die Umgezogenen

Auf dem beschränkten Platz der Berner Innenstadt standen und stehen Denkmäler, Statuen und Brunnen immer wieder den Bedürfnissen, zum Beispiel jenen des Verkehrs, im Weg. Dann können Monumente auch mal mobil werden.

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Erlach-Denkmal

Rudolf von Erlach soll 1339 in der Schlacht bei Laupen die bernischen Truppen angeführt haben. Es gibt für diese Annahme aber keinen hieb- und stichfesten Beweis.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Laupen-Sieger mit einem Denkmal geehrt. Rudolf von Erlach sitzt hoch zu Ross, das Banner in der rechten Hand. Das Podest wird von vier Bären flankiert.

Die Statue wurde ursprünglich auf dem Münsterplatz aufgestellt. In den 1960er-Jahren wurde sie versetzt. Seit 1969 steht Rudolf von Erlach im kleinen Park an der Grabenpromenade vis-à-vis vom Stadttheater.

Standort:

Zähringer-Denkmal

Berchtold V. war der letzte Zähringer-Herzog. Mit dem Tod des Stadtgründers 1218 wurde Bern reichsfrei.

Das Denkmal wurde 1847 auf der Münsterplattform aufgestellt. In den 1960er-Jahren erfolgte seine Versetzung zur Nydeggkirche. Hier stand eine Burg, die als Ausgangspunkt für die Stadtgründung von 1191 angesehen wird.

Die Statue wird von einem kleinen Bären ergänzt, der den Helm des Herzogs in seine Tatzen genommen hat. Das Wappentier der Zähringer ist allerdings nicht der Bär. Aufgerichtet schreitend ist ein Löwe auf dem Waffenrock Berchtolds zu sehen. Aber auch das ist nicht korrekt: Das Wappentier der Zähringer war der Adler.

Standort:

Bubenberg-Denkmal

Adrian von Bubenberg schreitet mit herrischer Geste voran. Das Denkmal am oberen Ende des Hirschengrabens zeigt ihn als Helden von Murten (1476) und Retter seiner Vaterstadt.

Die Statue von Max Leu wurde 1897 eingeweiht. Ursprünglich stand sie auf dem Bubenbergplatz mit dem Blick Richtung Westen, also in Richtung Murten.

Eine der beiden Inschriften lautet: «So lange in uns eine Ader lebt, gibt keiner nach.» Damit wird die Standhaftigkeit Bubenbergs betont. Das Denkmal wurde 1930 an seinen heutigen Standort verschoben, um mehr Platz für den wachsenden Verkehr zu schaffen.

Standort:

Mehr zu den Gründen, warum Denkmäler versetzt werden

Obwohl, wie der städtische Denkmalpfleger Jean-Daniel Gross, sagt, Denkmäler immer für einen bestimmten Ort geschaffen und viele auch für einen bestimmten städtebaulichen Raum entworfen wurden, werden Denkmäler immer wieder versetzt

Gerade bei Denkmälern aus dem 19. Jahrhundert habe der Personenkult eine grosse Rolle gespielt, sagt Bernd Nicolai, Professor für Kunstgeschichte an der Universität Bern. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Moderne sich durchgesetzt habe, sei man von den Bronzefiguren nicht mehr so begeistert gewesen, so Nicolai.

Zum weiterführenden Text auf der «Bund»-Website:

«Kein Held ist unversetzlich»

Die Kuriosen

Denkmäler sind oft Helden und Gelehrten gewidmet. Doch hinter manchen verbergen sich auch seltsame Geschichten.

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Gedenktafel für Theobald Weinzäpfli

Oft wird sie übersehen, die eingemauerte, dunkle Tafel an der Mauer der Münsterplattform – dabei erinnert sie an einen Sturz mit überraschendem Ausgang.

Im Jahr 1654 soll der Student Theobald Weinzäpfli auf seinem blinden Pferd über die Münsterplattform geritten sein. Ein paar Knaben hätten das Tier geschlagen, sodass es gegen die Mauer rannte und sein Reiter in die Tiefe stürzte.

Doch Weinzäpfli überlebte den Sturz, dank einem üppig bestückten Garten in der Matte. Deren Besitzerin freute sich darüber aber weniger - lesen Sie im unten verlinkten Haupttext, wieso. Nach beendetem Theologiestudium amtete Weinzäpfli von 1665 bis zu seinem Tod als Pfarrer von Kerzers.

Standort:

Aargauerstalden-Denkmal

Der Findling, der heute den Aargauerstalden in Bern ziert, ist bereits das zweite Denkmal, das an den Bau dieser aufwändigen Strasse erinnert.

Das erste liess man 1815 stillschweigend verschwinden, als erste Sanierungsarbeiten am Aargauerstalden fällig wurden.

Denn das erste freistehende Denkmal der Stadt Bern war zum Gespött der Leute geworden – aufgrund seiner Form nannten sie es «Kaffeemühle».

Standort:

Von-Werdt-Denkmal

Der Gedenkstein am unteren Ende des Klösterlistutzes, der in seiner Form an einen grossen Grabstein erinnert, ist Sigmund Rudolf von Werdt gewidmet.

Dieser war 1802 exakt an dieser Stelle als einziges Opfer des «Stäcklikrieges» gefallen. Mit diesem Bürgerkrieg befreite sich die Stadt Bern von der napoleonischen Regierung und setzte die zuvor regierenden Patrizier wieder an die Macht.

Dieses Denkmal zu errichten, stellte den Stadtrat damals vor einige Hürden. Schliesslich diente es nur einem Teil der Bevölkerung als Gedenkstätte – der andere Teil bewunderte ein Kanonen-Einschussloch.

Standort:

Mehr zu kuriosen Geschichten rund um Berns Denkmäler

Zum weiterführenden Text auf der «Bund»-Website:

«Kuriose Geschichten hinter steinernen Tafeln»

Ein wachsendes Denkmal

Bern ehrt mit seinen Denkmälern vor allem Männer mit Bronze und Stein: Anders erinnert wird an Elisabeth Kopp (FDP), die 1984 zur ersten Schweizer Bundesrätin gewählt wurde. Ihr wurde ein Baum gewidmet.

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Kopp-Eiche

Elisabeth Kopp war dabei, als die Eiche 1985 vor dem Bundesarchiv in Bern gepflanzt wurde. Bis heute gedeihe der Baum gut, heisst es bei der Bundesgärtnerei, die den Baum pflegt.

Eine unscheinbare Tafel daneben erinnert an Kopp, die im Kanton Zürich wohnt, aber in Bern aufgewachsen ist. Kopp wurde 1984 die erste Bundesrätin der Schweiz. Die Eiche gewidmet hat ihr der schweizerische Verband der Berufs- und Geschäftsfrauen.(sie)

Standort:

Mehr zur Eiche für die alt Bundesrätin Elisabeth Kopp

Der Baum als Denkmal bedeute ihr sehr viel, sagt die alt Bundesrätin Elisabeth Kopp, zumal ihr die Eiche von einer Frauenorganisation gewidmet worden sei. Ganz in deren Nähe habe sie schon als Teenager aufbegehrt.

Als Schülerin am Gymnasium Kirchenfeld habe sie sich darüber empört, dass Frauen kein Stimmrecht haben, erzählt Kopp im Interview zu ihrem Denkmal.

Wenn es gehe, besuche sie den Baum und erfreue mich an ihm. «Die Eiche merkt das bestimmt.»

Sophie Reinhardt
Zum weiterführenden Text auf der «Bund»-Website:

«Ich sehe den Baum wachsen, wer kann das von seinem Denkmal sagen?»

Die Internationalen

In der Bundesstadt der friedvollen Schweiz sind einigen Revolutionären und Befreiungskämpfern Denkmäler gesetzt. Für den Berner, der eine Weltmacht gründete, fehlt jedoch ein Monument.

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Rizal-Gedenktafel

José Rizals Romane gelten für die philippinische Nation als identitätsstiftend.

2011 wurde für den Universalgelehrten am Berner Hotel Schweizerhof eine Gedenktafel eingeweiht.

Standort:

Bolivar-Denkmal

Der Gründervater mehrerer lateinamerikanischer Staaten ist mit einer beachtlichen Statue im Berner Murifeldquartier verewigt.

Der Weltpostverein, der Besitzer der Skulptur, hat das Denkmal lange Zeit etwas stiefmütterlich behandelt.

Standort:

Mazzini-Denkmal

Giuseppe Mazzini lebte den Grossteil seines Lebens auf der Flucht vor den Behörden der italienischen Kleinstaaten des 19. Jahrhunderts. Auch in Bern musste der Freiheitskämpfer untertauchen.

Heute gedenkt Mazzinis eine Tafel an der italienischen Botschaft.

Standort:

Lenin-Haus

Wladimir Lenin lebte vor der Oktoberrevolution anderthalb Jahre lang in der Berner Länggasse als politischer Emigrant.

Keine Tafel oder Statue deutet jedoch darauf hin, dass der Revolutionär im Haus am Seidenweg 8 wohnte.

Standort:

Refugianten-Denkmal

Eine der ersten grossen Flüchtlingswellen, die die Schweiz erreichte, bildeten die protestantischen Hugenotten.

Im 16. und im 17. Jahrhundert waren sie im katholischen Frankreich nicht willkommen. Das reformierte Bern nahm 1685 Tausende Hugenotten auf. Daran erinnert die Gedenktafel an der französischen Kirche.

Standort:

Mehr über die internationalen Rebellen in Bern

Was macht ein Simón Bolívar-Denkmal in Bern, wenn «El Libertador» nie die Schweiz betreten hat? Welcher Nationalheld erhielt eine Gedenktafel, weil er nur eine Nacht in der Bundesstadt verbrachte? Und warum fehlt ein Denkmal für den berühmt-berüchtigten Wladimir Lenin, obwohl er fast zwei Jahre lang ein Berner war?

Calum MacKenzie

Zum weiterführenden Text auf der «Bund»-Website:

«Berns fremde Helden»

Die Modernen

Berns jüngste Gedenkstätten brechen mit bekannten Formen, sind knallorange oder werden als subtile Tourismus-Werbeträger regelmässig auf Instagramm vertaggt.

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Korenhuisbrug-Denkmal

Das orange «Korenhuisbrug»-Schild bei der Kornhausbrücke erinnert an den Besuch der niederländischen Fussballfans anlässlich der Europameisterschaft 2008.

Mehrere tausend Fans verwandelten Bern damals für zwei Wochen in eine grosse orange Festhütte. Vor den Spielen zogen die Niederländer in einem Fanmarsch via die Brücke zum Wankdorfstadion.

Nach der Euro taufte die Stadt Bern die Brücke auf Initiative vom damaligen Stadtpräsidenten Alexander Tschäppät inoffiziell um. «Korenhuisbrug» heisst nichts anders als Kornhausbrücke auf niederländisch.

Standort:

Einstein-Denkmal

Dem berühmten Physiker und Vater der Relativitätstheorie sind in Bern gleich vier Denkmäler gewidmet - wenn auch immer dasselbe Motiv.

Lässig auf einer Bank sitzend, die Beine überschlagen findet man den bronzenen Einstein vor dem Hauptgebäude der Universität, im Rosengarten, beim Bärenpark und vor dem Historischen Museum.

Es sind alles Standorte, die mit Einsteins Bern-Biografie zusammenhängen. Die Bänke wurden 2017 aufgestellt und sind Teil der Berner Tourismusstrategie, sich als Einstein-Stadt zu präsentieren.

Standorte:

Ort des Dankes

Das Organspende-Denkmal ist eines der jüngsten Denkmäler in der Stadt Bern. Seit dem 6. November 2019 steht es im öffentlich zugänglichen Inselpark, in unmittelbarer Nähe zum Loryplatz.

Das Denkmal soll Organ-Empfängern einen Ort bieten, an dem sie ihren Spendern danken können. In der Schweiz werden jährlich mehrere hundert Organspenden durchgeführt, meist anonym.

Der «Ort des Dankes» umfasst einen Weiher, ein Steinteppich sowie eine grosse Steinskulptur und massive Eichenbänke. Gestaltet wurde das Denkmal vom bekannten Schweizer Künstler Reto Leibundgut.

Standort:

Alte Stadionuhr Wankdorf

Die Uhr aus dem alten Wankdorfstadion steht seit 2008 auf dem Quartierplatz im Wankdorf. Ursprünglich anlässlich der Fussball-WM von 1954 aufgestellt, wurde die Uhr schnell zum Wahrzeichen des 2001 abegrissenen Stadions.

Heute kommt der Uhr eine doppelte Erinnerungsfunktion zuteil: Auf der Rückseite erinnert ein ikonisches Bild an den denkwürdigen 3:2-WM-Finalsieg Deutschlands über die favorisierten Ungarn, auch bekannt als das «Wunder von Bern».

Auf der Vorderseite zeigt die Uhr die 89. Spielminute und das Ergebnis 2:1. Das ist eine Hommage an das Spiel im April 2018, als die Young Boys im Spiel gegen den FC Luzern den ersten Meistertitel nach 32 Jahren Durststrecke sicherstellten.

Standort:

Mehr über die jüngsten Denkmäler in Bern

Stadtgründer gibt es nur einen. Und eine weitere Bubenberg-Statue braucht Bern auch nicht zwingend. Wofür werden heute denn noch Denkmäler aufgestellt?

Moderne Erinnerungsstätten erinnern an Feste, historische Sportmomente oder anonymen Spendern und unterscheiden sich damit deutlich von ihren klassischen Vorgängern.

Dabei war nicht bei jedem Denkmal klar, dass es überhaupt einmal als solches endet. Eine überdimensionale Uhr landete vor einigen Jahren im Internetauktionshaus Ebay — ehe sie «gerettet» zu einem wichtigen Erinnerungsstück der älteren und jüngeren Fussballgeschichte Berns wurde.

Mathias Streit

Zum weiterführenden Text auf der «Bund»-Website:

«Fussballfans statt Stadtgründer: Wem Bern heute Denkmäler widmet»

Die Frauen

Fast nur Göttinnen und namenlose Nacktheiten: In der Stadt Bern stehen kaum Denkmäler aus Bronze und Stein für Frauen. Wie kommt das?

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Weltpost-Denkmal

Die Einweihung des Weltpost-Denkmals auf der Kleinen Schanze im Jahr 1909 war ein diplomatischer Grossanlass, an dem der Bundesrat Delegierte aus 52 Staaten empfing.

Um eine Erdkugel reichen sich die fünf Erdteile in Gestalt von fünf schwebenden Frauen Briefe. Daneben thront die Stadt Bern als personifizierte Göttin Berna mit einer Mauerkrone und einem Wappenschild.

Die Bronzeplastik «Autour du monde» des Pariser Künstlers René de Saint-Marceaux erinnert an die Gründung des Weltpostvereins. Der Sitz der Organisation ist seit dem Gründerkongress von 1874 in Bern.

Standort:

Welttelegrafen-Denkmal

Das Welttelegrafen-Denkmal auf dem Helvetiaplatz erinnert an die Bedeutung der Internationalen Telegrafen-Union, die ihren ersten Sitz in Bern hatte.

Auf der monumentalen Bronzeskulptur mit Brunnen verbindet die «Kommunikation» in Frauengestalt mit ausgebreiteten Armen die «Seelen der Völker». Figuren links und rechts der Frau versinnbildlichen verschiedene Bereiche der Menschheit, darunter Wissenschaft, Familie, Schmerz und Arbeit.

Mit seinem Entwurf hatte der Italiener Giuseppe Romagnoli den Wettbewerb gewonnen. Der Bundesrat hatte am Standort vor dem Historischen Museum trotz heftigem lokalen Widerstand festgehalten.

Standort:

Minerva auf dem Wasserschloss

Minerva, die antike Göttin der Künste und des Kriegs, wacht seit 1911 auf der «Wasserschloss»-Anlage hoch über dem Thunplatz.

Dahin zog die Statue vom Casinoplatz zusammen mit der Hauptfassade der abgerissenen Bibliotheksgalerie. Das Gebäude von Niklaus Sprüngli aus den 1770er-Jahren, das zeitweise eine Vogelsammlung (daher der Übername «Vögelibibliothek») und das alte Historische Museum beherbergte, musste 1908 dem Neubau des Casinos weichen.

Bei der Statue handelt es sich um eine Nachbildung von Etienne Perincioli. Das Original des Berner Bildhauers Johann Friedrich Funk der Ältere steht heute im Schlosspark Jegenstorf.

Die Göttin ist mehrmals restauriert worden. Nicht nur gegen die Autoabgase ist sie machtlos – um 1850 soll ein Blitzschlag in Minervas Speer ihr derart zugesetzt haben, dass sie Waffe und Unterarme verlor.

Standort:

Statue für Anna Seiler

Unscheinbar und vom Wetter gezeichnet steht die Bronzeskulptur «Die Sinnende» auf einem Rasen hinter dem Anna-Seiler-Haus des Inselspitals.

1975 schenkte sie die Ärztin Emma Moser dem Spital in Erinnerung an Anna Seiler, die Stifterin des Spitals.

Geschaffen hat die namenlose junge Frauenfigur die Berner Bildhauerin Eleonore von Mülinen, Nichte der Frauenrechtlerin Helene von Mülinen.

Standort:

Mehr über die fehlenden Frauen

Sie tragen mythologische Namen wie Minerva oder Berna und zieren prächtige Gebäude und Brünnen: Denkmäler mit allegorischen Frauenfiguren gibt es in der Stadt Bern so einige zu bestaunen.

Rar hingegen sind Denkmäler, die für reale Frauen der Geschichte aufgestellt worden sind. Die einzige Statue für eine bekannte Bernerin verwittert in einem Hinterhof des Inselspitals.

Diese männlich beherrschte Denkmalpolitik verdeutliche ganz plastisch, so die Historikerin Sonja Matter, «dass Frauen eben lange nicht an den Schaltstellen der Macht sassen».

Céline Graf
Zum weiterführenden Text auf der «Bund»-Website:

«Die Ausnahme versteckt sich beim Inselspital»